Seit Anfang September befinden sich überraschende Gestalten, besser gesagt Gestaltungen in der Neugereuter Stadtteilbibliothek. Gleich mehrere lebensgroße mit Leinwand überzogene Boxen zeigen fotorealistisch gemalte Menschen von allen Seiten, alltäglich gekleidete Leute mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen. Sie gehören zu einem fast 40 Figuren umfassenden Werk, das der Stuttgarter Künstler Jan-Hendrik Pelz in den vergangenen vier Jahren entwickelt und umgesetzt hat. Die Station hier in Neugereut ist eine Besonderheit, so waren die Figuren sogar schon in Kassel auf der documenta im Jahre 2022 zu sehen. Von hier aus wurden sie an vielen wesentlichen Orten der Kunst ausgestellt.
Am 12. September stellte sich Pelz den Fragen der Öffentlichkeit und so kamen Interessierte und eine Gruppe Schüler:innen des Leistungsfachs Bildende Kunst um sich aus erster Hand zu informieren. Bereitwillig und offen stellte der Künstler sich allen Fragen zur Konzeption der malerischen Installation. In diesen „Bildfiguren“ will er Menschen ein Gesicht geben, die oft im Schatten stehen oder marginalisiert werden. Alle diese Menschen kamen als Geflüchtete nach Deutschland und haben sich seitdem hier ein Leben eingerichtet. Pelz setzt sich mit jedem Portraitierten lange in Gesprächen auseinander, hier gibt es auch einen längeren Film, der die oft sehr verwundenen Wege in unser Land schildert. Die Wertschätzung, die aus der „Bildwürdigkeit“ und Sichtbarmachung hervorging, sei ein ganz wesentlicher Faktor, so Pelz. Daher hatten sich für sein Angebot auch deutlich mehr Menschen gemeldet, als er am Ende bewältigen konnte. Die Schülerinnen waren nicht nur von der detaillierten Feinmalerei, sondern auch von der starken Präsenz der Figuren beeindruckt und beteiligten sich intensiv an dem 90 minütigen erkenntnisreichen Gespräch, das der Kunstpädagoge Wolfgang Neumann (Jörg-Ratgeb-Schule) leitete, der über persönlichen Kontakt und Einsatz in Zusammenarbeit mit dem Team der Stadtbibliothek dieses Kulturereignis nach Neugereut bringen konnte.
Es besteht noch die Gelegenheit die Werke bis zum 29. September in der Stadtteilbibliothek zu erleben.
(Neu)